Chiemgauer Portrait: Siegi Götze

Am 29. Mai 2009 hat Siegi Götze eine weitere Veranstaltung der Reihe „Unser Land, unser Gwand, unser Sprach“ im Klaushäusl bei Rottau durchgeführt. Dieses Mal hat er bedeutende Persönlichkeiten aus dem Chiemgau vorgestellt wie z. B. den Bauernbündler Georg Eisenberger aus Ruhpolding, den Rentamtmann und Heimatforscher Hartwig Peetz aus Traunstein oder den Aufklärer und Publizisten Franz Kohlbrenner und er hat  die Spuren von Ludwig Thoma im Chiemgau nachgezeichnet. Er stellte die historischen Zusammenhänge und Hintergründe her und ließ die Personen zur Sprache kommen, so daß seine Figuren und die damalige Zeit vor den Zuhörern wieder lebendig wurden. Die Tenglinger Sänger, das Duo Karin und Alois Schroll und zwei junge Damen mit der Harfe haben die historischen Figuren musikalisch umrahmt. Das war lebendige Geschichte und Kultur aus erster Hand; kurzweilig, einprägsam und verständlich. Es war vermutlich die letze Veranstaltung dieser Reihe und es ist für uns der unmittelbare Anlaß, Siegi Götze hier vorzustellen.

Siegi Götze auf dem Volksmusikschiff auf dem Chiemsee (Foto: Anner, Tourist Info Prien)Aufgewachsen ist er in Raiten, heute Gemeinde Schleching, also im oberen Achental. Wie er 1947 auf die Welt gekommen ist, war dieser Teil des Tales noch abgelegen, die Menschen im Tal lebten wie die Jahrhunderte vorher, weitgehend unbeeinflußt von neuen Entwicklungen, wie z. B. dem Fremdenverkehr. Der altbayerische kulturelle Kosmos war damals noch ungestört und überwiegend bestimmt durch die bäuerliche Landwirtschaft, Forstwirtschaft, die Kirche, die Familie und die Traditionen. In diese altbayerische Welt ist der kleine Siegi hineingewachsen und sie hat ihn geprägt. Er war unmittelbar unterhalb der Raitener Kirche daheim, hat ministriert, Kirchenzeitung ausgetragen, Beerdigungen eingesagt, Palmbäume für die Bauern getragen und hat 1952 die erste Trachtenwallfahrt nachRaiten miterlebt.
Er erzählt immer wieder von seinem Großvater und der Oma: „Der Opa war von Beruf Schweizer und hat sich mit de Viecher auskennt. Er hat alles können, vom Kaibeziang bis zum Stecha, wenns oane blaht hot. Er war aa Senna auf da Dalsen und hot do aa de junga Sennerinnen eigwiesen“. Die Oma war im Glauben fest verwurzelt, aber auch im Aber-glauben und so hat der junge Siegi zum ersten Mal von der Drud etwas gehört. Daran hat er später anknüpfen können und in seinen Veranstaltungen kommt er oft auf die Drud, die Perchten und die Buttenmanndln zu sprechen.
Später ist er dann als Nikolaus zu den Kindern gegangen, hat sich als Hochzeitslader eingearbeitet und das Zeremoniell für eine Hochzeit perfekt beherrscht.
Schließlich hat er den Kulturbetrieb im Achental und im Chiemgau aktiv mit gestaltet. Etwa ab 1976 hat er namhafte Poeten aus der Gilde der Turmschreiber an das Staatliche Landschulheim Marquartstein zu Lesungen und Diskussionen eingeladen; Helmut Zöpfl, Harald Grill, Herbert Schneider, Fritz Straßner u. a. Das war zu einer Zeit, als der Dialekt von den meisten Lehrern, u. a. auch an dieser Schule, noch offen als minderwertig abgetan wurde.
Seitdem setzt er sich unermüdlich für unsere bairische Kultur ein.

  • 30 Jahre lang ist er Sprecher beim Traunsteiner Lindl; das ist ein Wettbewerb von Volksmusikgruppen;
  • 20 Jahre lang veranstaltete er „Unser Land, unser Gwand, unser Sprach“; die vermutlich letzte Veranstaltung dieser Art war am 29. Mai 2009 im Klaushäusl (Rottau);
  • 15 Jahre lang hat er den Volksmusiknachwuchs in dem „Ritter Marquart-Jugendsingen und - musizieren“ gefördert; 12 Jahre lang veranstaltet er die Grassauer Volksmusiktage mit Teilnehmern aus Bayern und Österreich;
  • 10 Jahre „Bald hinum – bald herum“, ein Treffen von Mundartdichtern aus Bayern und Österreich gemeinsam mit der EUREGIO;
  • 7 Jahre Moderation von Volksmusiksendungen beim BR;
  • 5 Jahre Moderation von Volksmusiksendungen bei Radio Melodie unter dem Titel „Unser Land, unser Gwand, unser Sprach“ mit europaweiter Ausstrahlung.

Dieser unermüdliche Einsatz für unsere bairische Kultur kann nicht hoch genug eingeschätzt werden und wir bedanken uns dafür.
Und noch etwas: Der Götze Siegi redet Bairisch, auch vor dem Mikrofon und vor der Kamera; und das unterscheidet ihn von vielen anderen.                        RM