Ludwig Gruber – der Ponzauner Wigg Bauer und Poet – ein Leben für die Heimat

Karl-Heinz Fürst stellte im Hilgerhof den niederbayerischen Bauern und Heimatdichter Ludwig Gruber vor; er wurde nach seinem Hofnamen der Ponzauner Wigg genannt. Rudi Mörtl, vom Verein Bairische Sprache hat es begrüßt, dass auf diese Weise eine vor Jahrzehnten in Niederbayern bekannte Persönlichkeit vor dem Vergessen bewahrt wird und Sepp Reithmeier Vorsitzender des Kulturvereins Hilgerhof hat sich ausdrücklich dafür bedankt, dass sich der Karl-Heinz Fürst mit dem Leben und Werk des Ponzauner Wigg befasst hat. Er ist den Spuren des Dichters im Landkreis Rottal-Inn nachgegangen, hat mit den Nachkommen gesprochen und hat das niederbayerische Bauernland und die Dörfer erlebt. Er ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass es dort mindestens genau so schön ist wie in Oberbayern.

Die neue Zeit lässt sich nirgends aufhalten, aber im Rottal ist es immer noch ruhiger als in den touristisch umtriebigen Gemeinden um den Chiemsee und in den Bergen. Besonders erfreulich war, dass die Veranstalter die Tochter vom Ponzauner Wigg, Frau Christiane Kaspar mit Sohn begrüßen konnten. Für die musikalische Umrahmung haben Norbert Hierl (Ziach) und Gabi Dicker (Gitarre, Okarina) gesorgt. Ludwig Gruber ist am 15. August 1922 auf dem Ponzaunerhof in der Gemeinde Hebertsfelden im Landkreis Rottal-Inn auf die Welt gekommen und das unter recht turbulenten Umständen: Es kam ein heftiges Gewitter mit einem gewaltigen Sturm, wie ihn die Gegend vorher noch kaum erlebt hatte. Die Hebamme traf gerade noch rechtzeitig ein, der kleine Wiggerl kam auf die Welt und es hieß: „Den Wiggerl hot da Sturm brocht!“ Für den Wiggerl verlief das Leben in den damals normalen Bahnen eines Bauernbuben: Kindheit auf dem Bauernhof, 1929, Eintritt in die zweiklassige Schule in Niedernkirchen und 1936 der Abschluss der Schule mit dem Zeugnisvermerk: „Bester Schüler seiner Klasse“. Am 1. November 1942 musste er nach Lindau am Bodensee einrücken und bereits nach zwei Wochen ging es nach Novograd-Wolinsk in Weißrussland. Er wurde einige Male verwundet und das war sein Glück, so ist er wenigstens aus der Hölle des Krieges im Osten lebendig heraus- und noch vor Kriegsende wieder in die Heimat gekommen. 1950 hat er geheiratet und den elterlichen Hof übernommen 1969 hat für ihn ein „zweites Leben“ angefangen. Ihm war angeboten worden, die Einweihungsfeierlichkeiten des „Bauernhausmuseums“ in Massing zu moderieren. Die Veranstaltung wurde zu einem großen Erfolg und damit ist er aus seiner Einöd-Einsamkeit in das Blickfeld der Medien und der Öffentlichkeit getreten. Mit dem arbeitsamen aber doch eher ruhigen Bauernleben war es vorbei. Er musste Texte schreiben und Veranstaltungen organisieren, er hat die Weihnachtsgeschichte in unsere Sprache übertragen, hat im Rundfunk moderiert und hat sich der aufkommenden Volksmusikbewegung angenommen, u. a. hat er selber Gstanzl gesungen. 1974 hat er sein erstes Buch mit dem Titel „Herzhaft gsagt“ veröffentlicht und es folgten noch sechs weitere Bücher. Er hatte viele Ämter und Ehrenämter, diese hat er abgegeben, um sich verstärkt der Heimatdichtung, dem Brauchtum und der heimatlichen Kultur widmen zu können. So organisierte er über Jahrzehnte den Niederkirchner Leonhardiumritt und war als Progoder (Prokurator, Hochzeitslader) und Schnaderhüpfl-Sänger unterwegs. Bei Musikantentreffen und Hoagarten, war er ein gern gesehener Gast. Bis kurz vor seinem Tod trug er seine Gedichte in der BR-Fernsehreihe „Unser Land“ vor. 20 Jahre lang strahlte der Bayerische Rundfunk in der Sendereihe „Am Abend in der Stub’n“ Gedichte und Erzählungen mit Ludwig Gruber aus. Auch in den Fernsehreihen „Unter unserem Himmel“, „Zwischen Spessart und Karwendel“ und „Unser Land“ schätzte man den Heimatdichter wegen seines unverfälschten Rottaler Dialekts und seines schelmischen Humors. Gunther Prunner, Ortsheimatpfleger der Gemeinde Pleiskirchen hat ihm 2008 mit den Mitgliedern des Trachtenvereins Pleiskirchen und mehreren lokalen Musikgruppen ein Denkmal gesetzt, indem er die Niederbayerische Weihnacht des Ponzauner Wigg verfilmt hat.