Bei der Begrüßung der Besucher konnte der Vereinsvorsitzende Rudi Mörtl zufrieden feststellen, dass der Saal im Sailer Keller in Traunstein wie jedes Jahr gut gefüllt war. Er begrüßte vor allem die Radlschmiedmusi, die heuer wieder die musikalische Begleitung übernommen hat, und den Kreisrat Alfons Baumgartner. Vereinsregularien wie der Jahresbericht, der Kassenbericht, die Entlastung des Vorstandes konnten in kurzer Zeit abgehandelt werden. Zum Geschehen im vergangenen Jahr berichtete der Vorsitzende u. a., daß der Verein Kontakt zur Politik aufgenommen habe mit dem Ziel, unseren Bemühungen um den Erhalt unserer Sprache eine wissenschaftliche Grundlage zu geben. Es haben einige Gespräche mit Abgeordneten und dem damaligen Kultusminister Sibler stattgefunden, an dem Gustl Lex und Rudi Mörtl teilgenommen haben. Rudi Mörtl bemängelte vor allem, dass vor dem Mikrofon grundsätzlich auf Schriftdeutsch umgeschaltet wird. Das war auch bei dem sog. „Dialektgipfel“ in Landshut der Fall. Einen Besucher hat das zu folgendem Kommentar in einer Zeitung veranlasst: „Von den ausnahmslos dialektkundigen Teilnehmern der Podiumsdiskussion und Mitdiskutanten aus der 250köpfigen Lehrerschaft war kein einziger dialektaler Satz zu vernehmen! Wer den Wert des eigenen Dialektes lobt, die eigene Mundart aber unauffindbar vergräbt, um ein höheres Bildungsniveau zu demonstrieren, macht sich zum staatlichen Totengräber von unserer Sprache. A scheene Leich“.

Der Vorsitzende hat auch die Situation des Bairischen im BR angesprochen. Dieser hat im letzten Jahr mit dem Großprojekt einer Dialekt-Themenwoche geglänzt. Was man aber tatsächlich bräuchte, wäre, dass das Bairische in den Hörfunk- und Fernsehprogrammen dauerhaft präsent ist und nicht nur am Rand von Volksmusikprogrammen. Bairisch würde heute viel besser dastehen, wenn die jahrelangen Diskussionen um die Sprache tatsächlich in unserer Sprache geführt worden wären. „Mit dem Begriff ,Dialekt‘ wird man unserer Sprache nicht gerecht. Dialekt betrifft die sprachlichen Unterschiede zwischen Traunstein und Berchtesgaden; Bairisch ist eine Sprache!“ hat Rudi Mörtl festgestellt. Nach dem offiziellen Teil haben Ernst Müller und Sepp Obermüller aus ihren selbstverfassten Werken gelesen. Sepp Obermüller hat die Bayerische Geschichte in bairische Versform gegossen und daraus vorgetragen, z. B. über die Lola Montez: D‘ Lola woit Gräfin wern, den Wunsch erfuit da Ludwig gern. Gräfin vo Landsfeld is jetz gwen, doch den Ort hots gor net gebn. Ernst Müller hat aus seinem Buch „Glosschermviertla“ vorgelesen. Es handelt von seiner Kindheit in Mühldorf in der Kriegs- und Nachkriegszeit. Die damaligen Verhältnisse können sich die Menschen heute nicht mehr vorstellen und einige von den Geschichten sind durchaus unter die Haut gegangen.

Ernst Müller (r) und Sepp Obermüller (cw)
Die Radlschmiedmusi (cw)