Bairisch – das bessere Hochdeutsch?

Vom Wert unserer Sprache Der Verein Bairische Sprache und Mundarten hatte zu dem Vortrag „Bairisch – das bessere Hochdeutsch?“ in den Kulturschuppn Mühldorf eingeladen. Referent war Dr. Kanz. Leiter des Aventinus-Gymnasiums Burghausen. In seiner Begrüßung betonte der Vereinsvorsitzende Rudi Mörtl, dass wir mehr über unsere Bairische Sprache wissen müssen um ihren Wert zu erkennen. Nachdem die germanischen Stämme nach Abzug der Römer sesshaft geworden waren, begannen sie etwa ab 500 n. Chr. ihre Sprache zu ändern. Diese sog. Lautverschiebung hat in den Alpen begonnen und breitete sich nach Norden aus, wo sie auf Höhe der sog. Benrather Linie abebbte. Das war der Übergang vom Germanischen zu Althochdeutschen. Hochdeutsch wurde die Sprache deswegen genannt, weil sie in den südlichen, höher gelegenen Landesteilen entstanden ist. Das hat nichts mit einer höheren Wertigkeit zu tun, wie das heute immer dargestellt wird.

Diese Lautverschiebung kennzeichnet auch die Trennung vom Hochdeutschen und Niederdeutschen. z. B. Water (germ.) = Wasser (hd.) = water (nd, engl.) Pipe = Pfeife, opan (germ.) =offen (hd.) = open (nd., engl) Zwischen 750 und 1050 wird die Sprache als Althochdeutsch bezeichnet. Die ersten schriftlichen Zeugnisse gibt es etwa ab 800 wie z. B. das „Freisinger paternoster“. Im Bairischen ist noch vieles aus der früheren sprachlichen Entwicklung erhalten geblieben, was im Schriftdeutschen verloren gegangen ist. Die ahd. Texte, aber auch das spätere Mittel- oder Frühneuhochdeutsche enthalten viele Doppellaute, die zum Teil im Bairischen noch zu hören sind, wogegen sie im Schriftdeutschen verschwunden sind. z. B. liep (gespr. liap) = liab (bair) = lieb (Schriftd.). Reamen = Ream (bair.) = Riemen (Schriftd.) Das ch, gesprochen als hartes k kommt aus dem ahd. und ist noch beim „Chiemsee“ zu hören Das Wort „heuer“ wird im Schriftdeutschen kaum mehr verwendet; es kommt vom ahd. „hiu järn“, genau so kommt das Wort „heute“ von „hiu tagu“. Ortsangaben werden im Bairischen meist in Verbindung mit der Angabe der Richtung gebraucht, z. B. hinauf = aufi (auf hin, bair.). Im heutigen Sprachgebrauch wird des durch das norddeutsche „hoch“ ersetzt; das wird bereits in den Schulen toleriert; die Richtungsangabe verschwindet allmählich – eine sprachliche Verarmung. Im Bairischen heißt es „der Butter“ und das hat seine Berechtigung, denn im Lateinischen, Italienischen und Französischen ist der Butter ebenfalls maskulin. Das hat damit zu tun, dass die Beziehungen Bayerns nach Süden sehr stark ausgeprägt waren und zum Teil auch noch sind. Ähnliches gilt auch für „der Teller“, „der Radio“ und „der Schokolad“ usw. Die „Semmel“ ist ausgeprägtes Süddeutsch, einmal vom Material her, es wird Weizenmehl (simila, ahd. semala), wie bereits bei den Römern verwendet. Dagegen besteht das norddeutsche Brötchen aus Roggenmehl, ganz abgesehen davon dass es bei uns kein „-chen“ gibt. Bairisch hat einen elementaren Beitrag zur Schriftsprache geleistet und es steht der natürlichen sprachlichen Entwicklung des Deutschen näher als das Schriftdeutsche, das unter der Normierung stark gelitten hat. Im Duden wird das Bairische abqualifiziert, es wird ausgeblendet und durch „mundartlich“ oder „österr.“ ersetzt. Keine der vorgenannten Sprachen ist besser oder schlechter und man muß beiden Sprachen einen gebührenden Platz geben. Deutsch ist vielfältig und diese Verschiedenartigkeit ist wertvoll. Die musikalische Begleitung war dieses Mal etwas Besonderes. Frau Franziska Hiebl entlockte einer Klangschale angenehme und beruhigende Klänge. Das Instrument stammt aus Afrika und wurde in jüngster Zeit in der Schweiz und in Russland weiterentwickelt. Inzwischen ist es auch schon in heimatlichen Musikgeschäften zu sehen.