Wie können wir unsere Sprache erhalten? Darum ging es in der Sprachwerkstatt im Bürgerzentrum Burgkirchen, zu der sich etwa 20 Teilnehmer eingefunden hatten. Markus Tremmel, bekannt durch die Heimatsendungen des BR hat die Veranstaltung geleitet. Der Veranstalter war der Verein Bairische Sprache und Mundarten Chiemgau-Inn. Der Vereinsvorsitzende Rudi Mörtl skizzierte eingangs die allgemeine sprachliche Situation: „ Das Bairische wurde in der Vergangenheit stark zurückgedrängt, vor allem in den größeren Städten, bei bestimmten Bevölkerungsschichten und bei der jungen Generation.“    

                                                                                                                                                                  Markus Tremmel
                                                                                                                Markus Tremmel

 

Andererseits setze sich die Erkenntnis durch, dass der Dialekt die Muttersprache, also die erste Sprache der Kinder ist, wobei die Schriftsprache der Schule die erste Fremdsprache ist. Zum Teil gibt es auch positive Entwicklungen: Junge Leute entdecken wieder das Bairische oder sie geben sich bairisch z. B. auf dem Oktoberfest. Das Kultusministerium unterstützt seit einigen Jahren den Dialekt an den Schulen. Herr Bürgermeister Krichenbauer stellte fest, um die Sprache zu erhalten brauchen wir mehr Selbstbewußtsein und das müsse in erster Linie gepflegt werden. Die Landtagsabgeordnete Frau Ingrid Heckner sagte ihre Unterstützung zu, soweit sie darauf Einfluss habe, z. B. bei den bayerischen Schulbüchern. In seiner Einführung kam Markus Tremmel immer wieder auf den Punkt: Der Dialekt ist die ursprüngliche Sprache, diese ist reichhaltig, weise, authentisch und kultiviert. Mehr Dialekt wäre auch in der Politik angebracht, denn ein Politiker, der in seiner Muttersprache spricht ist glaubwürdiger, als einer mit geschliffenen Schriftdeutsch evtl. noch mit nördlicher Färbung. Er erläuterte den Begriff „Hochdeutsch“ es ist der Gegensatz zum Niederdeutschen oder Plattdeutschen und hat zunächst mit einem Qualitätsbegriff im Sinne von „höherwertig“ nichts zu tun. Der Wortschatz ist süddeutsch, allerdings in die Schriftform gepresst. Während die Norddeutschen mangels einer eigenen Sprache diese Schriftform auch sprechen, evtl. noch mit einer eigenen Färbung, sprechen die Süddeutschen, speziell die Bayern diese Worte in ihrer ursprünglichen Sprachform. Und das wurde lange als falsch hingestellt! Was läuft gut und wo läuft es schlecht in unserer Sprache, diese Themen bearbeiteten die Teilnehmer in einer Gruppenarbeit, um daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten: Gut läufts in der Familie, unter Kollegen, am Stammtisch usw. Und wo läuft es schlecht? Beim BR, der bräuchte nämlich einmal Nachhilfe in der bairischen Klangfarbe; Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens schalten automatisch auf Schriftdeutsch um, wenn sie in der Öffentlichkeit etwas sagen, das Berufsleben würde noch mehr Bairisch vertragen und allgemein müßte das bairische Selbstbewußtsein noch gestärkt werden. Was sind für uns die Folgerungen? Wir haben die Situation bisher weitgehend richtig eingeschätzt und die richtigen Schlußfolgerungen gezogen. Es ergeben sich folgende Arbeitsschwerpunkte: • Warum ist es besser, bairisch zu reden? Darauf müssen wir eine Antwort finden und diese den sprachlichen Vorbildern vermitteln; das sind vor allem Eltern, Lehrer und Erzieher, und alle Persönlichkeiten, die im öffentlichen Leben stehen. • Unsere Medien sind maßgebend an der Sprachentwicklung beteiligt. Der BR setzt nach wie vor keine Sprecher mit süddeutscher Klangfarbe ein. Hier müssen wir weiter versuchen, auf den BR einzuwirken. • Den Erziehungs- und Bildungseinrichtungen kommt eine Schlüsselrolle zu. Das Kultusministerium fördert den Dialekt in den Schulen und das muß auch wirkungsvoll umgesetzt werden. • Falsches und schlechtes Bairisch wertet unsere Sprache ab. Daher ist eine entsprechende Beratungsarbeit, z. B. beim Hotel- und Gaststättenverband wichtig.