Arme Schriftsprache

Schnaitsee - Warum heißt es in Bayern Semmel und nicht Brötchen? Mit dieser Frage begann Gerald Huber,

Redakteur des Bayerischen Rundfunks,

seinen Streifzug durch die bairische Sprache beim Vortrag des "Heimatvereins Schnaitsee" und des Vereins "Bairische Sprache und Mundarten Chiemgau" im Saal des Schnaitseer Wirths. Mit seiner Antwort - der Ableitung des Begriffs "Semmel" vom römischen Wort "simila" für Weizenmehl - leitete Huber gleich über in die Herkunft der bairischen Sprache und der Bayern als Mischung keltischer und römischer Völker.

Mit weiteren kulinarischen Ausdrücken und bairischen Begriffen aus der Küche wurde den etwa 100 Besuchern bald der Titel des Abends klar: "Lecker dableckt" - wobei Ersteres in der bairischen Sprache nichts zu suchen hat. In überaus humorvoller Weise stellte Gerald Huber so auch klar, dass der bairische Dialekt das eigentliche Hoch- oder Oberdeutsch darstellt. Schon Johann Wolfgang von Goethe sprach dem Dialekt das Wort, so Huber, und machte Mut, ihn auch zu nutzen. Denn obwohl "Bairisch", wozu die Sprachgebiete Deutschlands südlich der Donau, Österreichs und des gesamten Tirols gehören, der umfangreichste Dialekt ist, ist es "vom Aussterben bedroht", befürchtet der Referent. Nur wenn Sprache gesprochen und genutzt werde, bleibe sie lebendig. An vielen Alltagswörtern, Wortspielen und hintergründigen Gedankenspielen zeigte der Referent auf, wie viel lebendiger und aussagekräftiger die bairische Sprache im Vergleich mit der Schriftsprache ist.

Huber bezog das Publikum in seine Ausführungen mit ein, und schon dabei war zu erkennen, dass es im Saal lautmäßige Abwandlungen für denselben Dialektbegriff gab. Die "Duanix-Musi" unterhielt mit wohltuender bairischer Musik. ju

OVB 4.11.2013