Erhalt der bairischen Sprache Entschlossenes und wissenschaftlich fundiertes Handeln ist jetzt notwendig. Traunstein/Feichten.

Die bairische Sprache hat’s schwer in der heutigen Zeit. Der Verein Bairische Sprache und Mundarten Chiemgau-Inn (BS) hat es sich deshalb unter anderem zur Aufgabe gemacht, bei Bevölkerung und Politik die Ohren zu öffnen für eine Sprache, die – wenn sie erst einmal weg gestorben ist – nicht wieder aufersteht. Das war auch eines der Themen in der jüngsten Vorstandssitzung des BS. Die bairische Sprache werde fälschlicherweise oft als minderwertiges Deutsch verkannt, monierte Vorsitzender Rudi Mörtl. Dabei sei sie um ein Vielfaches älter als die deutsche Schriftsprache, die Martin Luther seinerzeit aus den verschiedenen regionalen Sprachen und Mundarten gebildet habe, um die lateinische Bibel in eine für alle verständliche Sprache zu übersetzen. Die Sprache der Heimat zeige, wo ein Mensch herkommt.

Um die Heimatsprache zu erhalten, müssten viele Menschen und Institutionen zusammenhelfen. Dazu brauche es aber auch finanzielle Mittel, und es sei die Aufgabe der Politik, die Heimatkultur zu erhalten, wie es in der bayerischen Verfassung verankert ist. Mörtl verwies auf entsprechende Schreiben an Landtagspräsidentin Barbara Stamm und MdL Ingrid Heckner. Mörtl hatte darin kritisiert, es fehle an einem entschlossenen und wissenschaftlich fundierten Vorgehen zum Erhalt der bairischen Sprache. Die Ursachen und Einflüsse zur Veränderung von Sprache und des Spracherhalts müssten gesammelt, erforscht und bewertet werden. Aus den Ergebnissen müssten Handlungskonzepte erarbeitet und dann auch umgesetzt werden. Es wirke heute noch nach, dass die Volkssprache und ihre Sprecher über Jahrhunderte hinweg als minderwertig hingestellt wurden, so Mörtl. Es gelte, dieses Vorurteil zu überwinden. Moderatoren in den Medien werde von Sprecherziehern die dialektale Färbung aberzogen und das Bairische ins Digitalradio und ins Folkloristische abgedrängt. Man müsse deshalb die Frage stellen: Welchen Anteil haben die Medien am Dialektschwund und wie ist das zu ändern? Obwohl Bairisch alle Bestandteile einer eigenen Sprache – etwa eigene Grammatik und eigenen Wortschatz – habe, werde sie nicht als solche anerkannt, weil eine einheitliche Schreibung fehle, fuhr der Vorsitzende fort. Viele Angestellte in Firmen würden angehalten, sich möglichst dialektfrei auszudrücken. "Oft provozieren minimale Dialektfärbungen das Scheitern an wesentlichen Berufungen." Welche Rolle spielt die Spracherziehung in Kindergärten? Diese und viele weitere Anregungen und Fragen richtete Mörtl an Stamm mit der Bitte um ein Untersuchungs- und Forschungsprogramm. Wissenschaftler müssten zusammenarbeiten, um die Ursachen zu erforschen. Denn: "Unsere bairische Sprache ist nicht nur ein Mittel zur Verständigung, sondern unser wichtigstes Kulturgut." In ihr spiegele sich die gesamte historische und kulturelle Entwicklung des Landes wider. Sie sei das Langzeitgedächtnis unseres Sprachvolkes und unverwechselbar wie ein Fingerabdruck. "Die Sprache macht uns zu Baiern, Franken oder Schwaben. Wenn es die Regionalsprachen nicht mehr gibt, gehen wir in der einheitsdeutschen Uniformität unter", warnte Mörtl. –

cw; PNP 31.7.2018